Wiederhergestellter Gottesdienst
Der Prophet schaut einen neuen Tempel, in den die Herrlichkeit (Kabod) Jahwes einzieht. Die Studie von Benjamin Kilchör geht von einer Niederschrift der Vision während des babylonischen Exils aus und dass der Autor den Pentateuch gekannt hat. «Die mosaische Schau des Urbildes des Zeltheiligums in Ex 25,8f ist dabei Vorbild für die Schau Ezechiels.»
Nach Exegesen der Teile von Ez 40-48, in denen die Priester und Leviten eine Rolle spielen, fokussiert Kilchör auf die Mitte: Ez 43 legt für Kilchör nahe, «dass … nicht mehr die im Allerheiligsten verborgene Bundeslade, sondern das ganze Tempelgebäude zum Thron Gottes wird». Der Autor stellt den Einzug des Kabod ins Zelt der Begegnung (Ex 40) und die Rückkehr des Kabod in den Tempel (Ez 43) nebeneinander. Wie Gott zu Mose – in Distanz zum Zelt – spricht (Lv 1), spricht er vom Haus her zu Ezechiel (43,6): zwei einzigartige Stellen im AT. Entscheidend ist: Gott thront für immer (leolam) auf dem Tempel (43,7.9).
Der Einzug Gottes in seiner Herrlichkeit macht Eigenheiten der Vision verständlich: dass das Tempelinnere und das Allerheiligste kaum eine Rolle spielen, dass von einem Hohepriester nicht gesprochen wird und die Hohepriesterordnungen auf alle Priester ausgeweitet werden. «Es gibt kein betretbares Allerheiligstes mehr hinter einem Vorhang. Stattdessen tun alle Priester ihren Dienst in der direkten Anwesenheit des auf dem Tempelgebäude thronenden Kabod» (185).
Weil der Kabod aus der Verborgenheit des Allerheiligsten nach aussen tritt, «verschieben sich alle Ebenen der Heiligkeit um eine Stufe nach aussen und der Vorhof muss zweigeteilt werden in einen inneren, heiligen Vorhof und einen äusseren Vorhof, der auch de Volk zugänglich ist» (186).