Unterwegs mit einem Camping-Gott

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Ende Oktober hat Landeskirchen-Forums zu einer Tagung eingeladen unter dem Titel «Erneuerung im Wandel: Gewohntes loslassen – Neues wagen». Erwin Weibel  plädierte in seinem Referat dafür, mit dem «Camping-Gott» mitzugehen und Veränderungen mit Mut, Kraft und Friedfertigkeit anzugehen.

Von Lukas Huber

Für einmal bevölkerten nicht Studierende die Räume der HF TDS Aarau, sondern gut 70 ganz unterschiedlich alte Menschen aus reformierten Schweizer Kirchgemeinden. Sie erhofften sich Inspiration an der Tagung des Landeskirchen-Forums vom 28. Oktober 2023.

 

Kirche ist «Gott zum anfassen»

Die Teilnehmenden wurden nicht enttäuscht. Der Berner Supervisor Erwin Weibel beschrieb in seinem Referat Faktoren, die anzeigen, dass eine Veränderung anstehen: Wenn in einer Kirchgemeinde oder einem Projekt die Verkörperung der Idee durch Menschen abnehme und die Idee zu Papier werde oder wenn Position wichtiger werde als Funktion, dann sollte eine Erneuerung angestossen werden. Weibel warb dafür, die Veränderung partizipativ anzugehen: Es lohne sich, Menschen einzubeziehen. Schliesslich sei die Kirche «Gott zum anfassen», und Gott werde im Alten Testament als «Camping-Gott» beschrieben, als ein Gott, der bei den Menschen zelte, wie es im ersten Kapitel des Johannesevangelium heisst.

«Der Trauer Raum geben»

Im zweiten Referat erklärte die Baselbieter Beraterin Madeleine Bähler, dass jede Veränderung das menschliche Hirn viel Energie koste, während Gewohnheiten Energie sparten. Dennoch sind Veränderungen unvermeidlich. Menschen liessen sich dann auf den Wandel ein, wenn der Leidensdruck hoch sei und der mögliche Gewinn höher sei als der Schmerz, der mit dem Verlust einhergehe. Wer Veränderungen nicht nur anstossen, sondern langfristig implementieren wolle, müsse der Trauer Raum geben. «Ich habe da viel von Beerdigungen gelernt», sagte die Organisationsberaterin. «Manche kirchliche Umstrukturierungswut ist die Weigerung, Trauer wahrzunehmen», sagte Bähler weiter. In Erneuerungsprozessen seien Bilder und Geschichten oft hilfreicher als Tabellen und Zahlen.

Am Nachmittag konnten die Anwesenden aus sechs Marktplatz-Ständen auswählen. Urs von Orelli präsentierte das TDS-Angebot der Sozialraumanalyse für Kirchgemeinden. Marcel Grob aus der Kirchgemeinde Hirzenbach (ZH) berichtete von dem Churchlab, das Freiraum bekam, um über Grundlegendes nachzudenken. Marco Steinemann erzählte, wie der von jungen Erwachsenen geleiteten Jugendgottesdienst Startup in Tägerwilen entstand, der jeweils über 80 Personen anzieht, Sebastian Ebi sprach über die Junge Kirche Klettgau (Schaffhausen).

Peter Schmid wird verabschiedet

Zum Schluss der Tagung informierte Präsidentin Viviane Krucker-Baud über personelle Veränderungen im Landeskirchen-Forum. Tagungs-Co-Moderatorin Astrid Schatzmann hört nach neun Jahren auf, Peter Schmid lässt sich nach 17 Jahren pensionieren und gibt sein 20-Prozent-Pensum für Medienarbeit an Lukas Huber weiter.

Mit einem Applaus für die Verantwortlichen und einem Segen von Co-Moderator Andreas Wiedmer endete die Tagung.

Den Vortrag von Erwin Weibel kann man im Podcasts des Landeskirchen-Forums «Aufwärts stolpern» hier nachhören